Offener Brief an den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz

Offener Brief an den Bischof der Evangelischen Kirche Berlin Brandenburg Schlesische Oberlausitz

 

Sehr geehrter Herr Bischof,

von einer Kirche, die sich in ihrem Glaubensbekenntnis als christlich bezeichnet und Nächstenliebe predigt, sollte zu erwarten sein, dass sie dieses auch universell und nicht nur selektiv zum Ausdruck bringt.

Es war und ist nicht zu überhören, mit welcher Verve sich Kirchenführer aller Hierarchiestufen für muslimische Flüchtlinge einsetzen.

Was indes vermisst wird, ist ein klares Bekenntnis dieser Kirche zu den religiösen Minderheiten, die vor den radikalen Muslimen in ihrer Heimat geflüchtet sind. Es betrifft Juden, Christen, Eziden, alle gleichermaßen. Und von diesen hat es uns Eziden am schlimmsten getroffen: Wir sahen uns das erste Mal in unserer Geschichte einem Feind gegenüber, der uns nicht nur besiegen, sondern uns als ethno-religiöse Minderheit auslöschen, uns buchstäblich vom Antlitz der Erde tilgen wollte.

Wir dürfen Sie daran erinnern, dass ein Mitglied unseres Vereins im Frühjahr dieses Jahres um eine gesamtkirchliche Ausgangskollekte gebeten hatte, um mit diesem Geld einen Verein zu unterstützen, der sich vor Ort, in der irakischen Stadt Dohuk, um die aus der Gefangenschaft des IS befreiten ezidischen Frauen und Mädchen aufzufangen, zu betreuen und ihnen das Vertrauen in die Menschheit wiederzugeben. Aus Ihrem Hause erhielten wir die Antwort, dass es Ihnen leider aus kirchenrechtlichen Gründen nicht möglich sei, dieser Bitte um Hilfe zu entsprechen.

Unsere jetzige Bitte kostet kein Geld, nur ein wenig Mut:
Wir würden uns freuen, wenn in den nächsten Predigten immer ein Appell enthalten ist, der die Verantwortlichen der Politik daran erinnert, dass sie es sind, die es bisher versäumt haben, ein Hilfsprogramm zur Aufnahme ehemaliger gefangener Frauen, Kinder und Mädchen des IS in einzurichten. Die rühmliche Ausnahme davon bilden die Länder Baden-Württemberg und Niedersachsen. Sie haben etwa 1100 dieser Menschen aufgenommen.

Dass es einige wenige Pfarrer und Mitglieder nichtstaatlicher Hilfsorganisationen sind, die den Politikern die Wahrheit über die Verfolgung religiöser Minderheiten in deutschen Flüchtlingslagern vor Augen führen.

Bielefeld am 21. / 22. Mai und Stukenbrook in der jüngsten Vergangenheit legen Zeugnis genug davon ab, um nur die Ereignisse zu benennen, die es in die deutschlandweiten Medien geschafft haben.

Sehr geehrter Herr Bischof, wir als in Deutschland lebende und integrierte Eziden, wir hoffen, dass die evangelische Kirche ein unüberhörbares Signal der Ermutigung und des Aufrüttelns an die gewählten Vertreter in unseren deutschen Parlamenten sendet.

Bitte beginnen Sie als der Bischof von Berlin, Brandenburg und der schlesischen Oberlausitz.

Wir werden Sie in diesem Bemühen mit einer Mahnwache und der Veröffentlichung dieses Briefes auf unseren diversen Internetauftritten unterstützen.
Dort erfahren Sie auch den Ort und den Zeitpunkt unserer Aktion.

Unser aller Gott segne Sie und Ihr Tun

Eziden Weltweit e. V.
Berlin / Herford am 16.08.2016
Der Vorstand