Pressemitteilung: Nadia Murad erhält den Friedensnobelpreis 2018

Am 05. Oktober vergab das Nobelkomitee in der norwegischen Hauptstadt Oslo den Friedensnobelpreis für das Jahr 2018 an die ezidische Menschrechtsaktivistin Nadia Murad und den kongolesischen Arzt Denis Mukwege für ihren Kampf gegen sexuelle Gewalt als Waffe in Kriegen und bewaffneten Konflikten.

Nadia Murad wurde von der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) nach dessen Überfall auf ihren Heimatort Kocho im Nordosten des Irak gefangengenommen, verschleppt und als Sexsklavin missbraucht. Nach ihrer gelungenen Flucht kam sie im Rahmen eines Sonderprogramms für besonders schützenswerte Personen nach Baden-Württemberg. Nadia Murad machte von Beginn an kein Hehl aus ihrer Absicht, vor aller Welt Zeugnis abzulegen über die Grausamkeiten, denen sie und ihre mitgefangenen Leidensgenossinnen in den Fängen des IS ausgesetzt war. Sie reist unermüdlich rund um die Welt, um über die Unmenschlichkeit der Terroristen zu berichten. Ihr Mut, vor einem Millionenpublikum über all das zu sprechen, hat mit dieser höchsten Ehrung, die auf Erden dafür vergeben werden kann, ihren gerechten Lohn gefunden.

Als im Laufe des Jahres 2014 das ganze Ausmaß des Vernichtungsfeldzuges des IS gegen die Eziden deutlich wurde, fanden sich in Herford / NRW eine Gruppe von Eziden und Deutschen zusammen, um humanitär Hilfe für diejenigen Eziden zu organisieren, denen die Flucht vor dem IS geglückt war. Daraus entstand im Februar 2015 der Verein Eziden Weltweit e. V.. Mitglieder des Vereins leisteten auf den griechischen Ägäisinseln erste Hilfe für die Ankommenden, kümmerten sich um Unterkunft, Kleidung, Nahrung und die Organisation der Weiterreise auf das griechische Festland und nach Deutschland, halfen bei der Suche nach Familienangehörigen und versuchten, Verwandte wieder zueinander zu bringen.
In Deutschland lag der Fokus des Vereins auf der Begleitung bei Behördengängen, ärztlicher Betreuung und dem Erlernen der deutschen Sprache sowie bei der Suche nach Arbeitsplätzen.
Gleichzeitig verlor der Verein nie die Situation der Eziden im Irak aus dem Blick, sammelte Spenden für Bildungsangebote der Kinder und Jugendlichen und für die Unterstützung von Frauen und Kindern, die aus der Gefangenschaft des IS befreit werden konnten und in den Flüchtlingscamps des Irak ohne Unterstützung durch ihre Familien ausharren müssen. Von ihren Angehörigen fehlt oftmals jede Spur, entweder sind sie ermordet worden, kamen auf der Flucht ums Leben oder befinden sich noch in der Gewalt des IS und werden an unbekannten Orten gefangengehalten.

Der Verein ist mittlerweile ein anerkanntes Mitglied der ezidischen Community in Deutschland und aktives Mitglied des Zentralrats der Eziden in Deutschland, in dem er durch seine Aktivitäten einen führenden Platz einnimmt.

Herford, 05. Oktober 2018
Eziden Weltweit e. V.