Stellungnahme zu unserer Infodemo in Heidelberg am 15. November 2016
Liebe Freunde,
es gab viel Wirbel um die Aktion von Eziden Weltweit gegen die Aufführung des Films „Reseba – The Dark Wind“ auf dem 65. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg bis hin zu Versuchen interessierter Kreise, Mitglieder unseres Vereins als Urheber der Störungen der Filmvorführung verantwortlich zu machen. Unter anderem veröffentlichte die Festivalleitung am 16.11.2016 eine Pressemitteilung, in der es hieß:
„Tumult beim 65. Internationalen Filmfestival Mannheim-Heidelberg
16. November 2016 – Während der Premierenvorstellung der Irakisch-deutschen Koproduktion „Reseba“ (The Dark Wind) stürmte eine Gruppe des Vereins „Eziden weltweit“ die Kinobühne und verlangte lautstark den Abbruch der Vorführung. Sicherheitskräfte des Festivals konnten die Situation deeskalieren und begleiteten die 20-30 Protestler, die zum Teil aus ganz Deutschland angereist waren, aus dem Kino. […..]“
Wirir können Euch versichern, dass sich kein einziges Mitglied unseres Vereins im Kinosaal befand, sondern unsere Mitglieder sich streng an die Auflagen der Versammlungsbehörde der Stadt Heidelberg gehalten haben und sich ausschließlich auf dem ihnen zugewiesenen Kundgebungsplatzplatz gegenüber dem Festivalgelände aufgehalten haben.
Und es waren unsere Mitglieder, die die des Kinos verwiesenen Eziden vor dem Festivalgelände in Empfang nahmen und sie beruhigten und versuchten, sie zu trösten.
Die Unterbrechung der Vorführung entstand, weil sich im Publikum weitere Eziden befanden, die zum Teil erst vor kurzer Zeit aus der Gefangenschaft des IS befreit werden konnten und die beim Ansehen der zum Teil sehr stark vom wirklichen Geschehen während des Genozids abweichenden Szenen während ihrer Gefangenschaft einen Flash back erlitten.
All die grausamen Erlebnisse – Mord, Folter, Vergewaltigung und Demütigung wurden wieder an die Oberfläche gespült und erlangten die Herrschaft über sie, so dass nur noch der Wunsch zählte, das Geschehen auf der Leinwand nicht länger ertragen zu müssen.
Im Vorfeld dieser Aufführung fand auf Wunsch zahlreicher ezidischer Vereine in Oldenburg eine Präsentation des Films für ausgewählte Mitglieder mit anschließender Diskussion statt.
Der Produzent des Filmes wurde darauf aufmerksam gemacht, dass eine Aufführung des Films zum gegenwärtigen Zeitpunkt zu genau solchen Geschehnissen wie in Dohuk im September und jetzt in Heidelberg führen kann.
Leider sahen sich sowohl Festivalleitung als auch Produzent außerstande, den Film zurückzuziehen.
Dies ist das einzige, für das wir als Verein die Verantwortung übernehmen können und auch müssen: Dass es uns nicht gelungen ist, die Aufführung des Films zu verhindern und wir zulassen mussten, dass das ezidische Volk zum zweitenmal Opfer des Genozids vom 3. August 2014 wird – diesmal auf der Leinwand.
Eines hingegen haben wir erreicht: Bei der Festivalleitung das Verständnis dafür zu wecken, dass der Film „Reseba – The Dark Wind“ ein Film ist, der Menschen mit einer Traumatisierung zutiefst verstören kann und bei ihnen unkontrollierbare Handlungen auszulösen in der Lage ist.
Ezidis Worldwide / Eziden Weltweit
Der Vorstand