6. Gedenktag des ezidischen Völkermords
Am 3. August 2014 griff der „Islamische Staat“ (IS) die Eziden in ihrer Heimat, im Nordirak, mit der Absicht der totalen Vernichtung an. Eine beispielose systematische Tötung von ezidischen Männern, Versklavung von Frauen, Trennung der Kinder von ihren Müttern, Zerstörung von Friedhöfen, heiligen Stätten, Häusern und Plünderung der Habseligkeiten folgte.
Dies war eine der schlimmsten humanitären Tragödien des 21. Jahrhunderts, die bis heute noch andauert. Mehr als 5000 Zivilisten wurden getötet. Im Gegensatz zu anderen religiösen Minderheiten im Irak, wurden Eziden nur zwei Möglichkeiten gegeben: zum Islam zu konvertieren oder zu sterben. Eine systematische barbarische Exekution ezidischer Männer und Jungen ab 14 Jahren, einschließlich des dokumentierten Massakers in Kocho. In Kocho wurden 418 Jungen und Männer enthauptet, erschossen oder bei lebendigem Leibe begraben. Auch wurden hunderte ältere, körperlich- und geistig Behinderte teilweise bei lebendigem Leibe verbrannt, einschließlich der Verbrennung von 15 älteren und behinderten Menschen in einem ezidischen Tempel in Shingal. Hunderte ezidische Kinder starben auf der Flucht oder im Shingal-Gebirge, wo sie mehr als sieben Tage ohne Wasser und Nahrung bei glühender Hitze ausharren mussten, bevor ein Sicherheitskorridor geschaffen werden konnte. Beweise für die Massaker sind die mindestens 10 Massengräber in den befreiten Gebieten auf der Nordseite des Shingal-Gebirges. Weitere verheerende Massengräber werden auf der noch besetzten Südseite des Gebirges vermutet. Zusätzlich zu den systematischen Tötungen von über 5000 Eziden, befinden sich noch zwischen 3000 bis 3500 Eziden, meist Frauen und Kinder, in der Hand des IS. Ezidische Mädchen und Frauen im Alter von über 6 Jahren wurden von ihren Familien getrennt und unter den IS-Angehörigen und ihren Anhängern als Sexsklavinnen, Konkubinen und „Kriegsbeute“ gehandelt. Bis heute konnten sich etwa 3500 Kinder, Mädchen, Frauen und älteren Menschen aus der Gefangenschaft des IS befreien oder wurden von Mittelsmännern freigekauft. Die überwiegende Mehrheit hat ausgesagt, dass sie täglicher sexueller Gewalt ausgesetzt waren. Zurückgekehrte Ezidinnen im Alter von 9 Jahren fanden sich schwanger in den Flüchtlinglagern wieder. Frauen und Kinder wurden wie Vieh auf Sklavenmärkten für 5-10 Dollar gehandelt. Hunderte ezidische Mädchen und Frauen haben sich in der IS-Gefangenschaft oder nach der Flucht aufgrund der schweren psychischen und physischen Misshandlungen das Leben genommen.
Selbst vor den Kindern seiner Opfer macht der IS nicht halt. Tausende ezidische Kinder wurden systematisch von ihren Müttern getrennt und in IS-Trainingslagern in Raqqa, Shadadiya, Dir al Zoor und anderen Orten innerhalb der von dem Islamischen Staat kontrollierten Gebiete in Syrien und dem Irak gebracht. In diesen Lagern müssen die Kinder die islamischen Lehren annehmen und werden radikalisiert. Erklärtes Ziel ist es, die Kinder als zukünftige Krieger für den Aufbau des angestrebten Kalifats zu missbrauchen. Am 16. Juni 2016 wurde der Forderung der Eziden durch die UNO Rechnung getragen. Eine Untetsuchungskommission des UN-Menschenrechtsrates hat in ihrem Bericht festgestellt, dass die durch den IS gegen die Eziden verübten Gräueltaten als Völkermord einzustufen sind.
Wir gedenken anlässlich des 6. Jahrestags dem Völkermord an den Eziden in Shingal vom 03.08.2014.
Auf Grund der weltweit vorherrschenden Corona-Pandemie werden wir dieses Jahr auf eine kreative Lösung zurückgreifen. Weltweit lassen wir mit unseren Partnern in unterschiedlichen Städten 74 Luftballons aufsteigen. Die Balloons stehen als Zeichen der Mahnung, aber auch der Hoffnung und der langersehnten Freiheit.
Beteiligte Partner und Orte der Aktionen:
– Shams Humanitarian NGO – Erivan, Ararat Region (Armenien)
– Yezidi Center for Human Rights (Armenien)
– Sunrise – Shingal, Center of Shingal (Irak)
– Assyrian Policy Institute – Washington, DC (USA)
– Ezidiska Förbund & Församlingen Sverige – Borlänge, Center of Borlänge (Schweden)
– EWW – Paris (Frankreich)
– Berlin (Deutschland)
– Stuttgart (Deutschland)
– Mala Ezidxan Dortmund – Dortmund (Deutschland)
– Paderborn (Deuschland)
– Ezidische Gemeinde Lollar & Yezidische Gemeinde Offenbach – Giessen, 18-20 Uhr (Deutschland)
– Verein der Yeziden und Christen e.V. – Kierspe, Margerthenkirche (Deutschland)
– Bielefeld (Deutschland)
– Ezidia Schaumburg – Stadthagen, Marktplatz (Deutschland)
– Zentralrat der Eziden in Deutschland – Düsseldorf (02.08.2020)