Wir gedenken
Wir gedenken. Wir erinnern. Wir vergessen nicht. Wir mahnen.
Der Völkermord dauert an
Am Vorabend des 3. August 2016 versammelten sich auf dem Pariser Platz vor dem Brandenburger Tor mehrere Dutzend Menschen, um an das Unfassbare, was sich 2 Jahre zuvor im Nordirak im dortigen Shingal-Gebirge nur kurze Zeit später abspielen sollte, zu erinnern.
Nachdem die zum Schutz der dort lebenden Eziden, einer uralten ethno-religiösen Minderheit befohlenen Peshmerge das Gebiet kampflos geräumt hatten, fielen in den frühen Morgenstunden des 03.08.2014 die Terrorbanden des Islamischen Staates über die nun schutz- und hilflosen Menschen her.
Seit diesem Tag ist für die Eziden nichts mehr, wie es war. Sie hatten und haben schon vielfältige und grausame Attacken er- und überlebt, aber einem solchen Vernichtungswillen, gepaart mit derart unbeschreiblicher Grausamkeit, sahen sie sich noch nie gegenüber.
Daran zu erinnern, zu mahnen und zu trauern, das war das Anliegen der Mahnwache am 2. August und des Gedenk- und Trauermarsches am 3. August in der Mitte Berlins. Mindestens 2000 Eziden aus ganz Deutschland und dessen europäischen Nachbarstaaten waren dem Aufruf von EWW, Yazda und unseren Partnern der ezidischen Vereine aus Münster, Augsburg, Hildesheim, Berlin, Dortmund und dem Hilfswerk HAWAR aus Köln gefolgt, um gemeinsam und unübersehbar die Welt an ihre humanitäre Pflicht zu erinnern, dem ezidischen Volk zu helfen, seine Peiniger aus seiner Heimat zu vertreiben, den hier lebenden ezidischen Flüchtlingen in den Flüchtlingsunterkünften ein sicheres und angstfreies Leben zu ermöglichen und die sich immer noch in der Gewalt des Islamischen Staates befindlichen Frauen, Mädchen und Kinder zu befreien.
An der Spitze des Demonstrationszuges wurde ein Banner unseres Vereins getragen unter anderem von Samira und Salwa, zwei jungen Frauen, die aus der Sklaverei des Islamischen Staates befreit werden konnten. Neben ihnen, Schulter an Schulter, liefen Nadia Murad und Düzen Tekkal, zwei Frauen, die es sich zum Ziel gesetzt haben, auf ihre Weise und mit ihren Mitteln dafür zu kämpfen, dass die Weltöffentlichkeit wieder und wieder an das zum Himmel schreiende Unrecht erinnert wird.
Sowohl Samira und Salwa als auch Nadia und mit ihnen 1100 andere befreite Frauen und Mädchen leben mittlerweile in Deutschland in Frieden und Sicherheit. Der Löwenanteil von ihnen im Bundesland Baden-Württemberg, dessen Ministerpräsident sich zu einer bundesweit einzigartigen Geste der Mitmenschlichkeit entschloss, indem er die Aufnahme dieser Frauen ermöglichte. Ihm, dem dazu bestimmten Leiter dieses Sonderprojekts, Dr. Michael Blume und den Bürgern Baden-Württembergs ist es zu verdanken, dass diesen Menschen geholfen werden kann. Unser Dank kann nicht groß genug ausfallen.
Die Redner auf unserer Abschlusskundgebung am Brandenburger Tor nahmen dieses Motto immer wieder auf und wurden nicht müde, eindringlich auf das schreckliche Schicksal der gefangenen Frauen, Mädchen und Kinder hinzuweisen.
Während oben auf der Bühne daran gemahnt wurde, spielten sich direkt davor schreckliche Szenen ab: Samira, eine der Bannerträgerinnen, erlitt einen Flashback. Sie wurde von den grausamen Bildern eingeholt, die sie vor zwei Jahren erleben und durchleiden musste.
Wenn es noch eines Anstoßes bedurft hat, dass wir als Verein nicht nachlassen in unserem Bemühen: Das war er.
An dieser Stelle möchten wir einen besonderen Dank der Berliner Polizei aussprechen, die mit Professionalität und der nötigen Ruhe unseren Gedenktag begleitet hat.
Eziden Weltweit e. V.
Wir geben Eziden und anderen Minderheiten eine Stimme. Weltweit.