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Zentralrat der Êzîden in Deutschland: Pressemitteilung: Innerkurdische Auseinandersetzung in Khanasor (Shingal)

Dies ist eine offizielle Pressemitteilung des Zentralrats der Eziden in Deutschland zur aktuellen Situation im Nordirak.

Zentralrat der Êzîden
-Pressemitteilung- 

Innerkurdische Konflikte werden auf Rücken von Eziden ausgetragen

Seit Jahren findet zwischen der PKK und der PdK ein innerkurdischer Konflikt statt. Dieser Konflikt wurde teilweise mit Waffengewalt ausgetragen.

Obwohl beide Seiten seit August 2014 Schulter-an-Schulter in Kirkuk, Xanakin oder Maxmur gegen den IS kämpfen und augenscheinlich keine Konflikte haben, bedrohen sie sich gegenseitig seit Monat in Shingal. Hier entsteht der Eindruck, dass es den beiden Parteien um die Einflussnahme und Regionale Macht im Sielungsgebiet der Eziden geht.

Die verbalen Drohungen haben sich leider heute realisiert. Heute Morgen kam es in Khanasor zu Zusammenstößen zwischen der PKK und der PdK: Nach unbestätigten Informationen sei auf beiden Seiten zu Verlusten gekommen. 

Allerdings sind die größten Leidtragenden des Konflikts wieder die Ezidische Zivilbevölkerung.

Die PdK fordert seit Monaten von der PKK, mit der Begründung, sie seien keine Iraker, die Region zu verlassen. Die PKK dagegen weigert sich mit der Begründung, sie habe die Eziden am 03.08.2014 gerettet und leiste Ihnen weiterhin Schutz. Beide Seiten nutzen das Leid der Eziden zu Ihren Gunsten aus, um politisch noch mehr Macht zu erlangen. Hier wird mit allen Mitteln versucht die Rückkehr der Eziden nach Shingal zu verhindern. Damit sollen die Eziden daran gehindert werden, ihre Selbstverwaltung selber in die Hand nehmen und immer unter dem Druck der beiden politischen Vereinigungen stehen.

Nach unseren Informationen habe die PdK gestern versucht 500 Rojava Peshmerga, eine Einheit aus syrischen Flüchtlingen in Khanasor zu stationieren. Sie seien gegenüber der YBS Kämpfern sehr aggressiv aufgetreten.

Wir fordern beide Seiten auf, ihren scheinheiligen Konflikt und ihre Machtkämpfe nicht auf den Rücken der Eziden auszutragen. Scheinheilig deswegen, weil sie anderswo sehr wohl bewiesen haben, dass sie gemeinsam und konfliktfrei gegen den IS kämpfen können, wenn es politisch gwolt ist. 

Wir fordern auch alle kurdischen Organisationen auf, beide Seiten zu verurteilen und nicht zuzulassen, dass die Eziden noch einmal Opfer werden. Schutz der Eziden fängt damit an, dass man ohne Eigeninteresse sie beschützt.

Wir appellieren an alle Eziden, sich nicht zum Spielball des innerkurdischen Konflikts zu machen. Eziden dürfen niemals auf Eziden schießen. Die ezidischen Funktionäre der beiden Konfliktparteien, die sich an diesem Konflikt beteiligen, tun dies im Namen ihrer Partei und nicht als Vertreter der Eziden. Wenn sie die Interessen der Eziden vertreten wollen, dann müssen sie klar und deutlich für die Rechte der Eziden einstehen und nicht nur Lippenbekenntnisse machen. Wir bitten die freie Welt schnell zu intervenieren, damit die Konfliktspirale schon zu Beginn unterbunden wird. Sollte der Konflikt andauern, wird ein Wiederaufbau unmöglich werden. Eine Rückkehr der Eziden in die Region Shingal wird dadurch nicht gelingen. 

Zum Schluss sollen uns die Fragen erlaubt sein: wollen kurdische Parteien nicht, dass die Eziden wieder in Shingal friedlich leben? 

Will man bewusst ein Konflikt provozieren, damit die Flüchtlinge nicht zurückkehren? 

Was sind die wahren Absichten dieses Konfliktes? 

Warum findet der Konflikt in Shingal und nicht anderswo statt?

Staufenberg, 03. März 2017

Lehrte: Rechtswidrige Abschiebung einer ezidischen Familie aus Syrien

Wir protestieren gegen die rechtswidrige Abschiebung einer ezidischen Familie aus Syrien

In einem Bescheid des Verwaltungsgerichts Hannover vom 07.02.2017 heißt es, dass gem. § 60 Abs. 5 AufenthG ein Abschiebeverbot nach Bulgarien wegen der Gefahr unmenschlicher und erniedrigender Behandlung von Asylbewerbern gilt. 
Das hielt die niedersächsische Polizei nicht davon ab, in der Nacht zum 03.02.2017 eine ezidische Familie aus einer Asylbewerberunterkunft in der Ahltener Straße in Lehrte gegen 02.00 Uhr aus der Unterkunft zu holen und nach Bulgarien abzuschieben. Bei der Mutter und drei ihrer Kinder ist das auch geglückt. Nur weil der 12jährige Sohn der Familie flüchtete, darf der Vater bis zu dessen Ergreifung noch in Deutschland bleiben. (http://m.haz.de/…/Abschiebung-einer-Familie-sorgt-in-Lehrte…) 
Die Tagesschau berichtete bereits 2015 über die Zustände in bulgarischen Flüchtlingslagern: (https://www.tagesschau.de/ausland/bulgarien-111.html). 
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International verweist in ihrem Report 2016 darauf: (https://www.amnesty.de/jahresbericht/2016/bulgarien)
Der Flüchtlingsrat Niedersachsen hat den aktuellen Fall dokumentiert: (http://www.nds-fluerat.org/…/rechtswidrige-abschiebung-ein…/)
Der niedersächsische Innenminister Boris Pistorius (SPD) in einer Vorlesung an der Universität Hildesheim im letzten Semester zum Thema nächtliche Abschiebungen: „Anders ist das nicht zu regeln“. 
Der niedersächsische Flüchtlingsrat hat das Agieren des Ministers in diesem konkreten Fall sehr gut dokumentiert.

Betätigungsverbot für Yazda im Irak

Die kurdische Regionalregierung des Nordirak hat den nächsten Schritt zur Abschaffung des Selbstbestimmungsrechts der ethno-religiösen Minderheit der Eziden unternommen, indem sie der NGO Yazda mit sofortiger Wirkung die Arbeit im Irak verboten und ihr dortiges Büro in Duhok geschlossen hat. Yazda ist eine Partnerorganisation des Vereins Eziden Weltweit e. V..
Dieselbe Kurdische Regionalregierung ist unter anderem dafür verantwortlich, dass die Peshmerga am 3. August 2014 kampflos aus dem Hauptsiedlungsgebiet der Eziden, dem Shingal-Gebirge im Nordosten des Irak, abgezogen ist und die Eziden damit wehr- und waffenlos der Terrormiliz Islamischer Staat ausgeliefert hat.
Dieselbe kurdische Regionalregierung hat angeordnet, dass es ein De-Facto-Embargo gegen die Eziden in Shingal und im Gebirge gibt. Damit ist die Versorgung mit Medizin, medizinischen Hilfsgütern, Nahrung und Hygieneartikeln unterbrochen. Zudem wird Aktivisten das Betreten von Shingal und des Gebirges untersagt. Ausserdem wird internationalen Experten, die zur Beweissicherung die Massengräber der Eziden begutachten sollten, der Zutritt zu diesen untersagt. Ezidische Aktivisten und auch Frauen wie Bassema Darwish sitzen ohne einen fairen Prozess in kurdischen Gefängnissen.

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Yazda confirms that its offices in Kurdistan Region of Iraq have been formally closed by the Security Forces „Assayesh“ for unknown reasons, this includes all Yazda’s humanitarian projects serving the Yazidi community.
Yazda Board of Directors

 

Radiobeitrag des ERF: Keine Zukunft für Christen und Eziden?

Auf Einladung der CSU-nahen Hanns-Seidel-Stiftung und der Internationalen Gesellschaft für Menschenrechte Deutsche Sektion e. V. diskutierten Vertreter von Christen und Eziden die aktuelle Situation in ihren Heimatländern, sowie mögliche zukünftige Szenarien.

Den dazugehörigen Radiobeitrag vom ERF ist unter folgendem Link abrufbar:
https://www.erf.de/radio/erf-plus/aktuelles-vom-tag/6719-4746

Review: Hochzeit von Hildesheim 2016

Die Advents- und Weihnachtszeit ist in Deutschland immer auch eine Zeit der Rückschau auf das sich vollendende Jahr.
Was war für uns als Verein einer der Höhepunkte? Mit Sicherheit die Hochzeit von Hildesheim.
Eine ganz klitzekleine Erinnerung an den Tag im April, als wir der Welt den Triumph der Liebe und des Lebens über den Tod und den Hass in seiner ganzen Schönheit vor Augen führten.

Danke an Maria Feck und David Klammer!

Maria Feck bei laif core from David Klammer on Vimeo.

Interne Gesprächsrunde mit ezidischen Vertretern auf Einladung der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen

Am 22.11.2016 fand in den Räumen der Bundestagsfraktion von Bündnis 90 / Die Grünen auf Einladung der Bundestagsvizepräsidentin Claudia Roth und des außenpolitischen Sprechers der Fraktion, Omid Nouripur, eine interne Beratung zu Problemen der ethno-religiösen Minderheit der Eziden statt. Eingeladen waren Vertreter namhafter ezidischer Vereine, darunter auch Ezidis Worldwide / Eziden Weltweit. Jeder Verein hatte die Möglichkeit, sich und seine Vorstellungen zur Lage und den aus seiner Sicht erforderlichen Maßnahmen zur Verbesserung der Lage der Eziden im Irak und auf der Flucht beziehungsweise in den Flüchtlingscamps in der Türkei, in Griechenland und in Syrien.
Unser Verein wurde repräsentiert durch Marwa Aliko und Saydo Suso Khalaf.

Hier folgen die wesentlichen Punkte unseres Vortrags:

Am 14.09.2015 richtete unser Vereinsmitglied Amal Mahmut mit voller Unterstützung des ganzen Vereins die Petition Nr. 61001 an den Deutschen Bundestag, in welcher sie unter anderem auf die lebensbedrohliche Situation der ezidischen und christlichen Flüchtlinge aufmerksam machte und die Bundesregierung bat, Voraussetzungen für eine sichere Reise nach Deutschland und eine beschleunigte und unbürokratische Familienzusammenführung bat.
Die gegenwärtige Lage der Eziden im Irak, der Türkei und in Syrien stellt sich wie folgt dar:
Circa 450.000 Menschen leben nach ihrer Flucht aus den Gebieten Shingal, Bahschika und Bahzan in den dortigen Flüchtlingslagern in der Autonomen Region Kurdistan im Irak.
Dem Überfall der Terrormiliz Islamischer Staat fielen etwa 5000 Menschen direkt zum Opfer. Weitere 7000 – Frauen und Mädchen – wurden verschleppt und als Sexsklavinnen missbraucht. Von ihnen konnten in der zwischenzeit 3500 befreit werden. Die noch verbliebenen 3500 befinden sich nach wie vor in der Gewalt des Islamischen Staates und werden dort den schlimmsten Misshandlungen ausgesetzt, sie werden verkauft und beim geringsten Zeichen der Gegenwehr sofort und ohne weitere Umstände getötet oder müssen Massenvergewaltigungen über sich ergehen lassen.
Die Eziden, die sich auf dem mittlerweile befreiten Territorium des kurdischen Teils des Irak befinden, sind dort weitestgehend auf sich allein gestellt und unterliegen der Willkür der örtlichen kurdischen Sicherheitsbehörden und Regierung. Ein nicht unerheblicher Teil, der dort ebenfalls ansässigen Kurden und Araber betrachten die Eziden als “vogelfrei”. Übergriffe und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung.

Die Infrastruktur in den Gebieten Shingal, Bahschika und Bahzane ist vollständig zerstört und das gesamte Gebiet vermint. Der Großteil der Häuser ist unbewohnbar.

In den Flüchtlingslagern sehen sich die Eziden einer weitergehenden Diskriminierung und Benachteiligung ausgesetzt. Anders als zum Beispiel christliche Flüchtlinge werden sie weitestgehend von der medizinischen Versorgung, der Versorgung mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser ausgeschlossen. Bildungsangebote existieren nicht.

Hilfslieferungen werden von der kurdischen Autonomiebehörde des Irak völlig willkürlich und nach der politischen Zugehörigkeit verteilt. Eziden bleiben daher davon fast vollständig ausgeschlossen.

Eziden sind unter der Regierung von Masud Barzani einer Politik der Einschüchterung und der Gewalt sowie wahllosen Verhaftungen durch die Geheimpolizei Asaisch und deren lokalen Ablegern ausgesetzt.
Menschenrechtsaktivisten werden ohne Gerichtsprozess mundtot gemacht oder verschwinden spurlos. Das Gleiche trifft auf Journalisten zu. Nach Demonstrationen von Menschenrechtsaktivisten gegen die Willkür und für bessere Lebensbedingungen im vorigen Jahr wurden mehr als 150 Aktivisten inhaftiert und zum Teil schwer gefoltert. Zu nennen sind die besonders schlimmen Schicksale von Frau Faiza Ilyas Qasim, die von den Asaisch (kurdischer Geheimdienst) schwer misshandelt und vergewaltigt wurde und von Bassema Darwish Khidr Murad.

“Die Jesidin Bassema Darwish Khidr Murad wird derzeit mit ihrer kleinen Tochter willkürlich in der irakischen Region Kurdistan festgehalten, wo sie sich im Frauen- und Jugendgefängnis von Erbil befindet. Zuvor war sie von der bewaffneten Gruppe „Islamischer Staat“ (IS) entführt und einige Monate lang festgehalten worden. Bassema Darwish Khidir Murad wurde am 25. Oktober 2014 in Zumar im Nordwesten des Landes von der kurdischen Peschmerga festgenommen und wird seither ohne Gerichtsverfahren festgehalten. Zum Zeitpunkt ihrer Entführung durch den IS am 3. August 2014 war Bassema Darwish Khidr Murad schwanger. Sie brachte ihre Tochter später im Gewahrsam in Erbil zur Welt. Vertreter_innen von Amnesty International versuchten im August 2016, Bassema Darwish Khidir Murad zu besuchen, was ihnen jedoch von der Einheit zur Terrorismusbekämpfung der Region Kurdistan verweigert wurde.”(Amnesty Deutschland). Die ganze Geschichte finden Sie auf der Amnesty International Seite und auch in einer Petition von uns auf Change.org. Zudem können Sie direkten Kontakt mit dem Bruder aufnehmen, der in Holland lebt und seine Schwester besuchen durfte.

Das Bundesland Baden-Württemberg hat in einem Sonderprogramm 1100 ezidische Frauen und Mädchen aufgenommen. Bei ihnen handelt es sich um ehemalige Gefangene des IS. Ihnen wird medizinisch und psychologisch auf vorbildliche Art und Weise geholfen. Unser Verein bemüht sich, bei den übrigen Bundesländern für eben solche Programme zu werben.

Ausgelöst durch die Fluchtbewegung wurden viele Familien getrennt. Eine Zusammenführung gestaltet sich insofern schwierig, als in vielen Fällen die für die Stellung eines Visa-Antrags benötigten Dokumente verloren gegangen sind und sich die Wiederbeschaffung äußerst schwierig gestaltet. Im Irak und zum Teil auch in Griechenland werden teilweise ungerechtfertigte Geldzahlungen in unangemessener Höhe für die Bearbeitung der diesbezüglichen Anträge verlangt.

Foto: Aslan Kizilhan / GEA